Montag, 25. April 2016

Kurztrip nach Hechingen im Zollernalbkreis

Letzte Woche ging es auf die Spuren der eigenen Familiengeschichte. Hierzu ging es zunächst vom Bodensee nach Salem und dann mit Onkel und Tante über Sigmaringen nach Hechingen. Hier lebte die Familie meines Vaters gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in der Nachbarschaft des berühmten deutschen Physikers Werner Heisenberg. Denn Teile des Kaiser Wilhelm Instituts wurden 1944 aus Berlin ausgelagert, z. B. in eine beschlagnahmte Brauerei direkt neben der St. Luzen Kirche in Hechingen. Doch zunächst fuhren wir zum Obertorplatz und genehmigten uns im Sternenbäck-Cafe einen Kaffee mit Kuchen. Anschließend ging es in die nahe gelegene Innenstadt, d.h. vorbei an der Pfarrkirche Sankt Jakobus bis zum Kriegerdenkmal und dann weiter zur alten Synagoge. Mein Großvater galt als damaliger Polizeichef in Hechingen als "Judenfreund" und dies bekam mein Onkel unter anderem in der Schule zu spüren. Er wurde von den Lehrern drangsaliert und dann vorzeitig aus der Schule entlassen, um in der Post das fehlende Personal zu ersetzen. Dort ist der dann auch bis zu seiner Pensionierung geblieben. Über den Marktplatz ging es dann am Rathaus vorbei und dem früheren Lieblingscafé meiner Tante, dem Café Röcker. Hier werden wir übrigens beim nächsten Ausflug nach Hechingen einkehren. Weil mein Onkel mit 85 Jahren keine weiten Strecken mehr laufen kann, musste ich alleine zum Schloß und zum Landesmuseum hinuntergehen. Wir trafen und dann wieder auf dem Parkplatz am Obertorplatz zur Weiterfahrt in den Steubenplatz (früher Siedlungsplatz). Hier wohnte die Familie meines Vaters gegen Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Doppelhaus. Nebenan wohnte der Physiker Werner Heisenberg, welchen mein Onkel am Wochenende öfters hinter dem Haus bei der Gartenarbeit sah. Zu diesem Zeitpunkt war er schon über 10 Jahre ein Nobelpreisträger und musste unter der Woche täglich mit dem Fahrrad die 20 Kilometer bis in dem "Atomkeller" in Haigerloch fahren. Dort wurden die ersten deutschen Versuche zur Kernspaltung unternommen, welche jedoch mangels schwerem Wasser nicht gelangen. Bei einem Fliegerangriff auf Hechingen zog mein Großvater den noch zögernden Physiker vom Fahrrad in den Straßengraben. Was sie dort besprachen, konnte ich bis heute noch nicht herausfinden.

Die Alte Synagoge in Hechingen

Das Rathaus mit Brunnen am Marktplatz in Hechingen
Das Café Röcker in Hechingen am Marktplatz
Das Wohnhaus meiner Großeltern am Steubenplatz
Hier befand sich das Kaiser Wilhelm Institut in Hechingen
Ausblick vom Steubenplatz: Die Burg Hohenzollern

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